Eva Aulmann (DE)

Eva Aulmann (DE)
Text written by GHA

Die Radierungen der deutschen Künstlerin Eva Aulmann zeigen zurückhaltende Figuren, die in schwermütiger Kontemplation gefangen sind. Ihre geschichteten und vervielfältigten Gesichtszüge bieten einen verzerrten und fast alptraumhaften Anblick.

Aus einem widerspenstigen Liniengeflecht treten melancholisch gezeichnete Figuren hervor, mit ruhigem Gesichtausdruck. Der Detailreichtum der Linienführung steht im Gegensatz zum minimalistischen Hintergrund und lenkt den Blick des Betrachters auf die verschlungenen, seelenvollen Augen der Figuren. Dieselben Linien, die die Figuren ausmachen, erstrecken sich auch über den Hintergrund und verschmelzen mit ihm zu einer verschwommenen Dynamik.

Eva Aulmann (DE)

Diese Turbulenz hinterlässt den Eindruck, dass die Drucke die vage Erinnerung an ein Gesicht darstellen, das in einem Moment tiefer Reflexion gefangen ist. Aulmanns Figuren wirken, als würden sie auf verlassenen Straßen umherirren. Da sie flüchtig und doch präzise gezeichnet sind, hat der Betrachter das Gefühl, einen schnellen, aber intensiven Blick auf die vorbeiziehenden Figuren zu erhaschen. Es besteht eine Distanz zwischen den beiden, die den Eindruck verstärkt, dass das Publikum und die Figuren einander fremd sind. Es hinterlässt beim Betrachter das Gefühl zu spüren, dass ein Außenstehender in Not ist, auch wenn dieser sich zu unwohl fühlt, um die Hand nach Hilfe auszustrecken. Der Betrachter stellt sich die Frage, wie er die Kluft zwischen Fremden und Verbündeten überbrücken kann.

Die Drucke wecken die Neugier auf die unbekannte Vergangenheit der Menschen, mit denen wir zusammentreffen, da sie einen kurzen, aber prägenden Einfluss auf unser Leben haben. Sie erlauben dem Betrachter, sich über die Erfahrungen der anderen zu wundern und betonen das besondere Bewusstsein, dass jeder Mensch seine eigene Perspektive und Erzählung hat, und fangen ein Gefühl der Einsamkeit in unserer Individualität ein.

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La mela mangiata, 2009                                           Visioni contrarie, 2021