Guntars Sietiņš (LV)
Text written by GHA
In seinen Kombinationen aus Mezzotine und Aquatinte lockt der lettische Künstler Guntars Sientiņš den Betrachter in einen unheimlichen Cyberspace.
Sietiņšs Zahlencodes und rätselhafte Spiegelungen sind eine illusionistische Studie der Perspektive, die eine detaillierte Landschaft dehnt und formt.
In seinem Druck liegt eine mysteriöse Kugel in der Mitte einer Dimension, die nur in der Codierungssprache zu existieren scheint.
Bei näherer Betrachtung fängt die glänzende Oberfläche eine präzise Oase in einer Fischaugenperspektive ein.
Die Kugel erlaubt einen Blick auf das, was jenseits der Perspektive des Betrachters liegt, und erweitert den Rahmen, um die umgebende Naturlandschaft zu zeigen. Ein geheimnisvoller Baum entfaltet seine Äste in einem Netzwerk, das einem Labyrinth zu ähneln scheint. Auf dem Boden formt eine Anordnung von Kodierungen ein Unendlichkeitssymbol, das den Betrachter dazu einlädt, über die Reihenfolge der Zahlen nachzudenken.
Die Cyber-Elemente stehen der natürlichen Umgebung innerhalb der Kugel gegenüber. Dieser geschickte Kontrast fordert den Betrachter auf, die Beziehung zwischen biologischem Leben und Technologie zu hinterfragen. Unsere Gesellschaft wird immer abhängiger von der Technologie, während die biologische Vielfalt und die Stabilität unserer Umwelt zunehmend gefährdet sind. Der Druck von Sietiņš entführt den Betrachter in eine scheinbar hybride Zukunft der Welt. Hier hinterlässt der ominöse Baum einen symbolischen Eindruck, als einsamer Lebensbaum in einer trostlosen mechanischen Einöde.
Auf rätselhafte und spannende Weise wird der Betrachter in dieser digitalen Wüste mit der Frage konfrontiert, in welche Richtung sich die Beziehung der Menschheit zur künstlichen Intelligenz entwickeln wird. Das Bild spielt dem Betrachter einen Streich mit der Perspektive und zeigt ein illusionäres Spiel aus Spiegelungen, Schatten und mathematischer Logik.
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