HANS TICHA (DE)
Hans Ticha ist einer der bedeutendsten zeitgenössischen deutschen Grafiker und Illustratoren. Mit seinen Kunstwerken hat er 50 Jahre Geschichte und Alltag in Deutschland erlebt und beschrieben. Er ist vor allem für seine erstaunlichen Drucke und mehr als 90 Bücher bekannt, die er bereits im Alter von 19 Jahren illustrierte. Ticha arbeitete für alle großen Verlage der DDR und sogar für die Büchergilde Gutenberg im Westen. Bis zum Mauerfall lebte der Künstler in der DDR, zog aber gleich danach in den Westen.
Der Mensch ist die zentrale Figur in Tichas Werken, oft mit grotesk großen Händen und kleinen gesichtslosen Köpfen dargestellt. Alle seine Figuren und Ornamente zeichnen sich durch eine sprudelnde Rundheit aus, die dazu führte, dass Ticha von seinem Grafikerkollegen Herbert Sandberg als Kugelist (Kugel = dt.: Kugel, Globus, Marmor) bezeichnet wurde.
Tatsächlich scheinen die Figuren in eine glatte geometrische Ordnung zu fallen, die voluminösen Körper tanzen in strengen Rhythmen. Ticha platziert seine aufgeblasenen Puppen in alltäglichen Umgebungen wie Fischmärkten und Friseuren, wo sie zu grotesken Personifikationen gesellschaftlicher Normen und Verwurzelungen werden.
Hans Ticha
Hans Ticha folgt den Spuren der Bauhaus-Maler Oskar Schlemmer und Willi Baumeister sowie Fernand Léger. Er war einer der ganz wenigen Pop-Art-Künstler der DDR, da es ungewöhnlich war, sich der Abneigung der Warschauer Paktstaaten gegen dieses Genre zu widersetzen. Das Regime kritisierend, verwandelt er deren Agit-Prop (Agitation + Propaganda) in Agit-Pop. Zu seinen Idolen gehören interessanterweise auch russische Konstruktivisten.
Die ironischen Kommentare zum Selbstverständnis des DDR-Regimes geben einen Einblick in die Geschichte und Gegenwart Deutschlands aus dem skeptischen und kritischen Blick von Hans Ticha. Seine Ölgemälde enthalten viele historische Bezüge zu politischen Ereignissen und erzählen aus erster Hand, wie es im geteilten Deutschland im Kampf der Ideologien war.
Wie Eduard Beauchamp anmerkte, geht Tichas Kritik über die inzwischen historische DDR hinaus. Konformismus, Selbstaufgabe und Gehorsam sind nach wie vor relevant, wenn man sie auf aktuelle Anliegen in Bezug auf Marketing, Medien und Massenkonsum überträgt.
Nach einigen Jahren als Lehrer studierte Ticha 1965 an der Kunsthochschule Weißensee. Zu seinen Professoren zählten Kurt Robbel, Werner Klemke, Arno Mohr und Klaus Wittkugel. Seine Werke werden unter anderem im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg, im Schloss Weimar, im Deutschen Historischen Museum in Berlin und im Haus der Geschichte in Bonn ausgestellt und archiviert.
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