Über die Gravur (Radierung/Burin)
Die Gravur ist ein Tiefdruckverfahren, bei dem Linien in eine Metallplatte geschnitten werden, um die Druckfarbe aufzunehmen. Bei der Gravur kann die Platte aus Kupfer oder Zink hergestellt werden.
Die Metallplatte wird zunächst poliert, um alle Kratzer und Unebenheiten auf der Oberfläche zu entfernen, damit nur die beabsichtigten Linien gedruckt werden. Beim Gravieren ritzt oder schneidet der Grafiker mit einem scharfen Werkzeug, dem Stichel, eine Komposition direkt in die Oberfläche der Metallplatte: ein Stahlschaft, der in einer abgeschrägten rautenförmigen Spitze endet und in einen abgerundeten Holzgriff eingesetzt ist. Der Grafiker hält den Stichel, indem er den Holzgriff an die Handfläche legt und den Schaft mit Daumen und drittem Finger festhält. Der Stichel wird dann so eingestellt, dass er in die Oberfläche der Platte eingreift. Wenn Druck ausgeübt wird, schneidet der Stichel eine dünne Schicht des Metalls weg, um eine vertiefte Linie oder Rille in der Platte zu erzeugen. Durch das Schneiden in die Platte wird auch ein dünner Ring aus Metallresten verschoben. Unterschiedliche Größen von Sticheln können sich auf die Größe der Linien auswirken; auch der Druck, den der Grafiker auf den Stichel ausübt, kann dazu dienen, dünnere oder dickere Rillen in der Platte zu erzeugen. Das Erzeugen glatter Linien erfordert sowohl Kraft als auch Kontrolle seitens des Druckers/der Druckerin. Um eine rein lineare Komposition mit Tönen zu verstärken, wendet der Grafiker ein System von Schraffuren an – Linien, Punkte und Striche sowie andere Arten von Markierungen, die dicht beieinander liegen, um dichtere Bereiche im Druck zu schaffen, die mehr Farbe aufnehmen. Je dichter die Markierungen beieinander liegen, desto dunkler erscheinen diese Bereiche. Der Grafiker muss darauf achten, dass er die Linien oder Markierungen nicht zu dicht aneinander schneidet, damit die Tinte nicht dazwischen ausläuft.
Sobald die gesamte Komposition in die Platte geschnitten ist, kann sie eingefärbt und auf nasses Papier gedruckt werden.
Über Kaltnadel(radierung)
Die Kaltnadel ist eine Variante der Gravur, die mit einer scharfen Spitze und nicht mit einem v-förmigen Stichel ausgeführt wird. Während gravierte Linien sehr glatt und scharfkantig sind, hinterlässt das Ritzen mit der Kaltnadel einen rauen Grat an den Rändern jeder Linie. Dieser Grat verleiht Kaltnadelradierungen eine charakteristische weiche und manchmal verschwommene Linienqualität. Da der Druck den Grat schnell zerstört, ist die Kaltnadelradierung nur für sehr kleine Auflagen von zehn oder zwanzig Drucken geeignet. Um dem entgegenzuwirken und höhere Auflagen zu ermöglichen, wird seit dem neunzehnten Jahrhundert die Oberfläche einer Platte durch Galvanisieren (hier Stahlverkleidung genannt) gehärtet.
Diese Technik scheint vom Hausbuchmeister, einem süddeutschen Künstler des 15. Jahrhunderts, erfunden worden zu sein, dessen Drucke ausschließlich in Kaltnadelradierung ausgeführt sind. Zu den berühmtesten Künstlern des alten Meisters gehören die Drucke von Albrecht Dürer, der drei Kaltnadelradierungen herstellte, bevor er die Technik aufgab; Rembrandt verwendete sie häufig, aber in der Regel in Verbindung mit Radierung und Kupferstich.
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